Eine Gruppe von Schülern in Römerkostümen spielt einen Vorläufer des heutigen Mühle-Spiels.
Bildrechte: Mindelheimer Museen/Friederike Haber

Geschichte zum Anfassen: Archäologiemuseum Mindelheim wird 30

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Geschichte zum Anfassen: Archäologiemuseum Mindelheim ist 30

Besucher dürfen historische Funde wie eine 1.800 Jahre alte Öllampe in die Hand nehmen: Im Mindelheimer Archäologiemuseum gibt es Geschichte buchstäblich zum Anfassen. Jetzt ist das Haus 30 Jahre alt geworden.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Die Kinder der Mindelheimer St.-Josef-Grundschule sitzen auf dem Holzboden um ein rundes Stück Leder, auf dem sternförmig Linien aufgezeichnet sind. Sie schieben Spielsteine hin und her: Eine frühe Form des heute bekannten Mühle-Spiels, mit dem sich die alten Römer die Zeit vertrieben haben.

Museumsleiterin Friederike Haber will, dass Geschichte hier nicht nur in gläsernen Vitrinen stattfindet: "Mich begeistert die Arbeit im Museum und wenn ich diese Begeisterung weitergeben kann und sehe, dass das ankommt, das ist einfach toll, der schönste Job der Welt", schwärmt sie. Haber, die auch schon mal selbst aus Leinen ein Römerkostüm für die Schulklassen näht, hat vor bald 20 Jahren im Rahmen eines Praktikums hier angefangen.

Funde aus zahlreichen Epochen

Neben Funden aus der Römerzeit zeigt das Südschwäbische Archäologiemuseum als Zweigstelle der Archäologischen Staatssammlung München etwa Pfeilspitzen aus der Mittelsteinzeit, Tongefäße aus der Hallstattzeit - der vorrömischen Eisenzeit, Goldmünzen der Kelten und Überreste jungsteinzeitlicher Hütten von der Siedlung Pestenacker nördlich von Landsberg am Lech.

Stoßzähne von Urelefanten

Der frühere Kreisheimatpfleger Peter Hartmann hat das Museum, das am 6. Mai 30 Jahre alt geworden ist, maßgeblich mit aufgebaut; und auch selbst bei Ausgrabungen mit Hand angelegt. "In Breitenbrunn war eine alte Sandgrube", erzählt er, "da haben wir eine Stelle entdeckt, wo Feuer gemacht wurde und ich habe damals einen Stein aus dem Steinkreis genommen. Noch später kam dann einer dieser Stoßzähne vom Urelefanten raus. Das ist eben schon eine Besonderheit, wenn man selber erzählen kann, wie vieles hier reingekommen ist." Die Mammutzähne sind von beeindruckender Imposanz.

Besucher interessieren sich immer stärker für Alamannen

Seit der Entdeckung einer Kinderbestattung im Unterallgäu im Jahr 2021, der Fund hatte es als sogenannter "Eisprinz von Mattsies" zu einiger Berühmtheit gebracht, erfreut sich auch eine bislang vom Publikum eher weniger beachtete Kultur größerer Beliebtheit: Die Alamannen, die in der Antike und im frühen Mittelalter einen ihrer Siedlungsschwerpunkte in Bayerisch-Schwaben hatten.

"Man merkt doch, das ist jetzt im Aufwind, weil eben der Eisprinz gefunden wurde", sagt Haber. "Das ging durch die Presse und jetzt werden zum Beispiel Führungen gebucht, bei denen die Leute den Schwerpunkt auf dieser Thematik haben wollen."

Echte Funde zum Anfassen

Die größte Attraktion für die Schülerinnen und Schüler aus Mindelheim aber sind die Objekte zum Anfassen bei jeder Station, wie etwa eine 1.800 Jahre alte, tönerne Öllampe – oder Ziegelsteine, aus denen die Römer im Allgäu einst ihre Häuser bauten. Vorsichtig und unter Anleitung der Museumsleiterin dürfen sie die Funde berühren.

In den nächsten Jahren soll das Museum mit neuem pädagogischen Konzept umgestaltet werden. Archäologie zum Anfassen wird es hier aber auf jeden Fall weiterhin geben.

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