Lukas Joshua Baueregger (Produktionsleitung) und Benjamin Seuffert (Technische Realisation) mit einer Puppenkisten-Marionette und dem Programmheft zur Spielzeit 2024/25 des Staatstheaters Augsburg
Bildrechte: Jan-Pieter Fuhr

"Der Sandmann" nach E.T.A Hoffmann ist eine Ko-Produktion mit der Augsburger Puppenkiste

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"Aber witzig": Staatstheater widmet sich "Kapriolen" der Zeit

Um Witz und Aberwitz soll sich die Spielzeit 2024/25 im Staatstheater Augsburg drehen. Weniger witzig findet man am Theater die Sanierung des eigenen Hauses. Auch das wurde bei der Programmvorstellung deutlich.

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"Aberwitzig – aber witzig", mit diesem Wortspiel überschreibt das Staatstheater Augsburg die kommende Spielzeit 2024/25. Intendant André Bücker hat zusammen mit den Leitern der Sparten Schauspiel, Musiktheater, Ballett, Konzert und Digitaltheater das neue Programm vorgestellt: "Aberwitzig" sei so manche aktuelle Entwicklung, die sich in Deutschland und der Welt abzeichne, "aber witzig" sei dennoch so manches, auch das wolle man im Blick behalten und für die Besucher auf die Bühne bringen. "Wir wollen uns bemühen, den Aberwitz in all seinen Spielformen zu präsentieren", so Intendant André Bücker.

Premieren in Augsburg: Von klassisch bis zeitkritisch

Zehn Schauspielpremieren stehen auf dem Plan. Eröffnet wird die Saison am 21. September mit der "hildensaga", einem Drama um die Nibelungenköniginnen Kriemhild und Brünhild des vielfach preisgekrönten Autors Ferdinand Schmalz. Im Stück "Effi, ach Effi Briest", wird der bekannteste Roman des Autors Theodor Fontane neu erörtert. Über Klassiker wie Agatha Christies "Mord im Orientexpress" und Ibsens "Nora" geht es hin zu vielen zeitkritischen Stücken, wie etwa "Weltwärts". Das Stück des amerikanischen Autors Noah Haidle will tatsächlich als Komödie das Thema des selbstbestimmten Sterbens ausloten.

Verschwörungstheorien, KI und Zwangsarbeit als Themen auf der Bühne

Die Theatermacher widmen sich der Frage, wie aus einem Durchschnittsbürger ein Verschwörungstheoretiker wird, im Musiktheater "Die letzte Verschwörung" von Moritz Egger, das als Deutsche Erstaufführung in Augsburg auf die Bühne kommt. Und sie beschäftigen sich mit dem Hype um die Künstliche Intelligenz – im Stück "Deine Arbeit hasst dich, weil sie dich nicht braucht". Das Stück "Gesänge vom Überleben", von Tine Rahel Völcker, geht dagegen der bislang nur zum Teil erzählten Geschichte der Zwangsarbeiter in Augsburg im Dritten Reich nach. Die Autorin hat dafür tief in den Archiven recherchiert. Für die jungen Theaterfans spielt das Ensemble das Stück "Die Weihnachtsgeschichte" von Charles Dickens.

Glücklich über Zuschauerzahlen

Über Schulvorführungen und Sonderauftritte habe man in der vergangenen Spielzeit 22.000 Menschen erreicht, freut sich Intendant André Bücker. Sowieso sei die Nachfrage der Besucher riesig, so Bücker, die Ballettaufführungen regelmäßig ausverkauft und auch das Schauspiel mittlerweile immer öfter.

Das Tanztheater führt als Premiere "Frida" auf, eine Choreografie über die mexikanische Malerin Frida Kahlo, "es wird bunt und laut", so Ballettdirektor Ricardo Fernando heute. Ungewöhnliche Instrumente stehen im Mittelpunkt der Sinfoniekonzerte in der neuen Spielzeit, von der Pauke bis zur Piccoloflöte, damit setzen die Augsburger Philharmoniker auch den Rahmen für ihr 160-jähriges Jubiläum. Außergewöhnlich ist auch das Instrument der Musikerin, die als Artist in residence durch die neue Spielzeit in Augsburg sein wird: Olivia Steimel spielt das Akkordeon und wird damit in mehreren Produktionen dabei sein.

Augsburger Puppenkiste an E.T.A. Hoffmanns "Der Sandmann" beteiligt

Als feste fünfte Sparte hat das Augsburger Staatstheater mittlerweile das Digitaltheater im Programm: "Der Sandmann" nach E.T.A. Hoffmann ist über VR-Brille zu erleben und entsteht in Zusammenarbeit mit der Augsburger Puppenkiste. "Wonderland Ave." wird als hybrides Schauspiel im Kühlergebäude des Gaswerks aufgeführt, einem neuen Aufführungsort des Theaters. Unter freiem Himmel, auf der Freilichtbühne, wird in der neuen Spielzeit 2024/25 das Musical "Evita" aufgeführt, außerdem findet zum ersten Mal dann das Format "Game Music in Concert" dort statt.

Noch weiter ausbauen will das Staatstheater zudem Formate wie "Theater für unterwegs", wo die Schauspieler an verschiedenen Orten in der Stadt Stücke aufführen, "wir erweitern unseren Raum", so Bücker. Auch über Inklusionsangebote für behinderte Besucher will das Theater neue Fans finden – und durch den neuen Vorschlagsgenerator, der am Handy per Algorithmus mögliche Stücke für den nächsten Besuch auswählt.

Intendant Bücker beklagt jahrelange Sanierung des Staatstheaters

Das Theater befindet sich mittlerweile im achten Jahr des Interims, also außerhalb des Großen Hauses, das derzeit saniert wird. Alle Ersatzspielstätten unter einen Hut zu bekommen, sei sehr aufwändig, so André Bücker am Rande der Programmvorstellung. "Wir bewegen uns in einem Provisorium, dahinter steckt eine enorme Kraftanstrengung. Mittlerweile entwickeln die Provisorien Sanierungsbedarf. Ich finde es schon extrem schwierig, dass solche Dinge in Deutschland so lange dauern." Das verstehe keiner mehr, weder der Steuerzahler noch Leute aus dem Ausland, mit denen man darüber rede, beklagt Bücker.

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