27 Jahre alter Mann wegen erpressten Sexfotos von Kindern verurteilt
Bildrechte: BR

27 Jahre alter Mann wegen erpressten Sexfotos von Kindern verurteilt

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

So kämpft der Verein Rauhreif gegen Kinderpornografie

Rauhreif, ein Verein für Hilfe bei sexualisierter Gewalt, will gegen die steigende Zahl von Kinderpornografie kämpfen. In Ansbach ist gerade erst ein 27-Jähriger zu mehreren Jahren Haft verurteilt worden, weil er Sexfotos von Kindern erpresst hat.

Ob Facebook, Instagram oder WhatsApp: Die Sozialen Netzwerke haben in vielerlei Hinsicht neue Möglichkeiten geschaffen – auch für potenzielle Straftäter. Das wird gerade auch im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt deutlich. Denn während sexualisierte Gewalt bis vor einigen Jahren vor allem im realen Leben stattfand, spielt sich mittlerweile ein Großteil davon im Internet ab.

27-jähriger Angeklagte keine Ausnahme

Ein 27-Jähriger, auf dessen Handy 442 kinder- und jugendpornografische Inhalte gefunden worden waren, musste sich beispielsweise vor dem Landgericht Ansbach verantworten. Der Mann hat die Mädchen größtenteils über Soziale Netzwerke kontaktiert und sie im weiteren Verlauf zum Versenden von Nacktbildern und -videos aufgefordert. Nun wurde der Mann zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von vier Jahren und sechs Monaten verurteilt. "Er ist immer auf die gleiche Weise vorgegangen. Er wollte das Gespräch mit den Mädchen immer auf Sexualität lenken", stellte der Vorsitzende Richter Christian Eberlein fest. Der 27-Jährige, der bereits am ersten Prozesstag ein Geständnis ablegte, erklärte, er wolle in seiner Haftzeit eine Therapie machen.

Laut Statistik halbierten sich die Vorfälle in Westmittelfranken

Der 27-jährige verurteilte Mann ist aber keine Ausnahme: Laut des Sicherheitsberichts des Polizeipräsidiums Mittelfranken ereigneten sich im Landkreis Ansbach im vergangenen Jahr 44 Fälle von Kinderpornografie. Im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim zählte die Polizei im Jahr 2023 20 Fälle. 2022 waren es noch 88, beziehungsweise 44 Fälle. Statistisch gesehen lässt sich also sagen, dass sich die Anzahl der Vorfälle in den beiden Landkreisen in etwa halbierte.

Hohe Dunkelziffer vermutet

Die Leiterin der Ansbacher Rauhreif-Beratungsstelle, Daniela Rajewitz, warnt vor trügerischen Schlüssen: "Oft sinken die Zahlen, weil beispielsweise weniger Fälle zur Anzeige gebracht worden sind. Es gibt ein riesiges Dunkelfeld. Wir wissen, dass in der Region die Zahl der kinderpornografischen Fälle seit Jahren kontinuierlich steigt. Den Sicherheitsbericht muss man immer im Kontext sehen." Laut Rajewitz sei eine Anzeige bei der Polizei oft mit einem Schamgefühl bei den Betroffenen verbunden, weshalb viele davon absehen würden. Deswegen dürften die Zahlen im Sicherheitsbericht des Polizeipräsidiums Mittelfranken also nur einen Bruchteil der tatsächlichen Fälle abbilden.

Verein Rauhreif kämpft seit über 30 Jahren gegen sexualisierte Gewalt

Der Verein Rauhreif, der seit mittlerweile 30 Jahren existiert, arbeitet nach eigenen Angaben eng mit der Kriminalpolizei Ansbach zusammen. "Jeder, der einen Fall bei der Kripo zur Anzeige bringt, wird meistens automatisch auch an uns verwiesen", so Rajewitz. Maximal 14 Tage müssten Geschädigte auf einen Termin bei Rauhreif warten. Grundsätzlich gliedert sich Rauhreif in zwei große Teilbereiche auf: dem Beratungsangebot und der Präventionsarbeit. Beraten werden aber nicht nur Betroffene, sondern auch Familienangehörige und Fachkräfte verschiedener Einrichtungen. "Bei uns geht es um Entlastung und Stabilisierung", so Sozialpädagogin Rajeweitz, die seit 2020 dem Rauhreif-Team in Ansbach angehört.

Präventionsarbeit an Schulen

Kristina Klose, ebenfalls Sozialpädagogin, kümmert sich größtenteils um die Präventionsarbeit. "Wir sind zum Beispiel an Schulen unterwegs und sensibilisieren Kinder für dieses Thema. Das Ganze vermitteln wir natürlich spielerisch. Außerdem machen wir Workshops mit den Lehrkräften und Eltern", so Klose.

Keine Versorgung in Neustadt/Aisch-Bad Windsheim

Das Rauhreif-Team, das sich um Beratung und Prävention für Stadt und Landkreis Ansbach kümmert, besteht insgesamt aus drei Mitarbeiterinnen in Teilzeit. "Natürlich hätten wir gern mehr Personal, weil der Bedarf auch einfach da ist", so Rajewitz. Auch für den Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim war vor einiger Zeit eine Außenstelle geplant. "Unter anderem aus finanziellen Gründen war eine Umsetzung aber nicht möglich. Das ist extrem schade. Weil, wer aus diesem Landkreis Hilfe braucht, hat dann eigentlich Pech gehabt", erklärt die Sozialpädagogin.

Bayernweite Zahl steigt seit Jahren

Während sich laut Statistik die Vorfälle von Kinderpornografie in Westmittelfranken halbierten, sehen die bayernweiten Zahlen übrigens ganz anders aus: Wirft man nämlich einen Blick auf Bayerns Kriminalstatistik 2023, steigen die Fälle von Kinderpornografie – und das seit Jahren. Bei der Verbreitung, dem Erwerb, dem Besitz oder der Herstellung von Kinder- und Jugendpornografie wurde in ganz Bayern ein Anstieg von 14,6 Prozent auf 4.867 Fälle festgestellt. Zum Vergleich: 2019 waren es noch 1.735 Fälle.

Video: Die Arbeit der Fahnder gegen Kinderpornografie

Kampf gegen die Kinderpornografie
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Fahnder bei der Arbeit im Kampf gegen die Kinderpornografie

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!